Vom Informationskrieg bis zur Infiltration: Gressel über Russlands Vorgehen

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Im Auftaktvortrag warnte Dr. Gustav Gressel von der Landesverteidigungsakademie des Österreichischen Bundesheers vor den strategischen Folgen eines gestärkten Russland, das sich in der Ukraine durchsetzen konnte. Er zeichnete die kontinuierliche Linie des russischen Imperialismus nach, der nicht erst 2022 begonnen hat, sondern bereits deutlich früher die ukrainische Staatlichkeit infrage stellte. Seit seiner Unabhängigkeit hat Russland die territorialen Grenzen seiner Nachbarn nicht anerkannt.

Gressel erläuterte detailliert die Instrumente des russischen Imperialismus, mit denen Nachbarstaaten destabilisiert und kontrolliert werden. Zu Beginn standen Propaganda und gezielte Desinformationskampagnen, ausgelöst durch die Absetzung des Moskau-treuen ukrainischen Präsidenten, der auf russischen Druck hin ein EU-Assoziierungsabkommen blockiert hatte. In der Folge wandelte sich die Wahrnehmung der Ukraine in der russischen Propaganda von einem „brüderlichen Nachbarvolk“ zu „Banderowzi“ und „Faschisten“.

Es folgten die Gaskrisen 2006 und 2009, in denen Russland Gas als politisches Druckmittel einsetzte, sowie der Georgienkrieg, der der Ukraine als Warnsignal für mögliche militärische Interventionen diente.

Ein weiterer Schritt war das Anwerben gewaltbereiter Kleinkrimineller aus der Ukraine sowie die Unterwanderung der ukrainischen Sicherheitsbehörden und der Streitkräfte durch Schläferzellen, die alle mit dem russischen Geheimdienst FSB verbunden waren. Die Übernahme durch sogenannte „Separatisten“ gelang ausschließlich dort, wo russische Truppen direkte Unterstützung leisteten – insbesondere in den grenznahen Städten des Donbass.

Zwischen 2014 und 2018 kam es zu einer schleichenden Fluchtbewegung aus den besetzten Gebieten, begleitet von russischen Agenten, die als Schläferzellen für die geplante Vollinvasion fungierten. Einige dieser Agenten wurden in Polen verhaftet, nachdem sie Anschläge vorbereitet und teilweise ausgeführt hatten.

Gressel verdeutlichte, wie systematisch Russland seinen Angriff auf die Ukraine mit hybriden Mitteln vorbereitete und wie der Westen kontinuierlich auf seine Reaktionen getestet wurde.